06.02.2025
„Revolution der Mitmenschlichkeit“
Die „Wegwarte – Ambulanter Hospiz- und Palliativdienst Ried“ begeht mit einem Vortrag ihr 25jähriges Jubiläum
Am 16. Oktober 1999 gründeten eine Handvoll Ehrenamtlicher die „Hospizgruppe Riedstadt“. Ein Vierteljahrhundert und eine Umbenennung später ist daraus die „Wegwarte – Ambulanter Hospiz- und Palliativdienst Ried e.V.“ mit drei hauptamtlichen Mitarbeiterinnen und mehr als 30 Ehrenamtlichen geworden, deren Einsatzgebiet weit über Riedstadt hinausgeht. Daran erinnerte die Vorsitzende Dorothea Fauser bei der Begrüßung zu dem Vortrag „Selbstbestimmt leben. Selbstbestimmt sterben?“ im Sitzungssaal des Riedstädter Rathauses.
Denn der Vortrag der Soziologin Dr. Swantje Goebel fand im Rahmen der Feierlichkeiten zum 25jährigen Jubiläum des ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes statt. Ein Jahr lang will die Wegwarte mit verschiedensten Veranstaltungen den Meilenstein würdigen, Auftakt war im Oktober letzten Jahres mit einem Benefizkonzert des Mundart-Kult-Duos „Bees Denäwe“ im alten Rathaus Crumstadt. Schirmherr aller Jubiläumsveranstaltungen ist Riedstadts Bürgermeister Marcus Kretschmann.
Dieser sprach an dem Abend nicht nur seine herzlichsten Glückwünsche aus und überreichte im Namen der Stadt einen Geburtstagsscheck, sondern bedankte sich für das außerordentliche ehrenamtliche Engagement in über 25 Jahren. „Es ist das große Verdienst des Ambulanten Hospiz- und Palliativdienstes Wegwarte, Sterben wieder als Teil des Lebens bewusst zu machen. Die vielen, meist ehrenamtlich engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schauen nicht weg, sondern begleiten mit großem persönlichem Einsatz und Einfühlungsvermögen Sterbende und Schwerkranke auf ihrem letzten Weg und unterstützen sie und ihre Angehörigen. Dabei beweisen sie stets aufs Neue, wie viel Lebensfreude auch in der Trauer und im Abschied möglich ist“, würdigte der Bürgermeister die Arbeit der Wegwarte.
Er wies darauf hin, wie gut die Wegwarte in die Büchnerstadt passe. Ist hier doch auch die Stiftung Soziale Gemeinschaft Riedstadt mit der Beratungsstelle für ältere Menschen angesiedelt, die sich zum Ziel gesetzt hat, älter werdenden Menschen auch weiterhin ein Leben zuhause zu ermöglichen. So war die Veranstaltung an diesem Abend denn auch eine Kooperation mit der Beratungsstelle. Deren Leiterin Stefanie Drozdzynski dankte in ihrem Grußwort für die gute Zusammenarbeit und den Austausch. Sie betonte: „Wenn andere den Satz sagen: ‚ich kann nichts mehr für Sie tun‘, fangt ihr erst an. Ihr könnt genau hinhören, zuhören – und ganz wichtig: einfach mal aushalten.“ Drozdzynski folgerte: „Wenn nichts mehr geht, geht noch ganz schön viel!“ Durch die Hospizarbeit der letzten 25 Jahre habe es eine „Revolution der Mitmenschlichkeit“ gegeben.
Die Soziologin Dr. Swantje Goebel ist seit 25 Jahren in der Hospizarbeit aktiv, engagiert in der Deutschen Gesellschaft für Patientenwürde und Vorständin der Einrichtungen des Hospizes Bergstraße. In ihrem soziologischen Fachvortrag, in den sie immer wieder das Publikum mit einbezog, vollzog sie mit zehn Feststellungen eine Standortbestimmung rund um die Kernfrage, wie in unserer Gesellschaft mit dem Thema Sterben umgegangen wird.
Komplexität sei ein Kennzeichen unserer sozialen Wirklichkeit, damit werde auch das Sterben, als Bestandteil des Lebens, kompliziert, führte die Soziologin aus und erläuterte im Folgenden, was sie alles dazu zählt. Wir alle bräuchten Trauerrituale, doch gebe es heute nicht mehr die alten, verbindlichen Trauerrituale, In unserer heutigen, individualisierten Zeit gebe es ein Mehr an Selbstbestimmung, würden Lebensentscheidungen selbst getroffen und müssten dann auch selber verantwortet werden. „Natürlich erwarte ich dasselbe für mein Lebensende“, erklärte Goebel. Hinzu komme, dass es zwar eine „Todesgeschwätzigkeit“ gebe, da der Tod in Medien, Krimis und dergleichen allgegenwärtig sei. Doch gleichzeitig würden der gewöhnliche Tod und das gewöhnliche Sterben nicht behandelt.
Statistisch gesehen würde in immer späteren Lebensphasen gestorben. Das führe zu dem Selbstverständnis, wir hätten den Tod im Griff. Die Todesursachen hätten sich durch Wohlstand massiv gewandelt. Heute würden wir vor allem an sogenannten Zivilisationskrankheiten sterben, schrittweise und mit einer Menge an Symptomen. Dieses langsame Sterben, das schrittweise Verabschieden aus dem Leben, führe jedoch zu ganz neuen Herausforderungen.
Das Foto von Dr. Swantje Goebel stellte freundlicherweise Jürgen Gallus zur Verfügung.


27.01.2015

ENTEGA spendet an soziale Einrichtungen im Kreis Groß-Gerau:
Zwei Mal 1000 Euro überreicht
KREIS GROSS-GERAU – Der Ökoenergie- und Telekommunikationsdienstleister ENTEGA spendet seit vielen Jahren am Jahresanfang für gemeinnützige Einrichtungen und Vereine in der Region. Diese gute Tradition setzt das Unternehmen auch in diesem Jahr fort und übergibt insgesamt 12.000 Euro an die Landkreise Darmstadt-Dieburg, Offenbach, Groß-Gerau, Bergstraße, Odenwald und an die Wissenschaftsstadt Darmstadt. 2000 Euro des Gesamtbetrags gehen in den Landkreis Groß-Gerau.
Landrat Thomas Will lobte beim Übergabetermin am 27. Januar im Landratsamt die ENTEGA-Aktion, Geld, das früher einmal für Weihnachtskarten ausgegeben wurde, nun für soziale Projekte zu nutzen. Gemeinsam mit dem Fachbereich Soziale Sicherung der Kreisverwaltung hat er die Empfänger der Spende ausgewählt.
1000 Euro erhält diesmal die Generationenhilfe Büttelborn e.V., für die der Geschäftsführende Vorstand Dieter Maurer und Hans-Peter Maurer, Projektleiter Grundschule Worfelden, gekommen waren. Dieter Maurer stellte den Verein kurz vor. Da es Familien mit mehreren Generationen, deren Mitglieder sich gegenseitig unterstützen, nur noch selten gibt, findet sich oft keiner für die kleinen Hilfen im Alltag. Die Generationenhilfe Büttelborn versucht, diese Lücke zu schließen. „Wir sprechen alle Altersgruppen an“, sagte Dieter Maurer. Bei den Terminen und Veranstaltungen gehe es immer auch um gesellschaftlichen Zusammenhalt.
Zu den kleinen Hilfen gehören unter anderem Begleitdienste, Einkaufen, Mütter-Café, Wiesengarten, Ersatzgroßeltern oder Lesepatenschaften für Schulkinder. Das Paten-Angebot gibt es aktuell in Klein-Gerau und Worfelden. Es soll noch ausgeweitet werden. Auch dafür will die seit 15 Jahren bestehende Generationenhilfe die Spende verwenden. „Helfen wie gute Nachbarn – Mit Spaß und Freude am Miteinander“ lautet das Motto des Vereins, der immer auf der Suche nach weiteren ehrenamtlichen Unterstützer*innen ist.
Weitere 1000 Euro gehen an den Verein „Wegwarte – Ambulanter Hospiz- und Palliativdienst Ried e.V.“. Der Verein feiert aktuell sein 25-jähriges Bestehen. Tina Lorenz, hauptamtliche Koordinatorin und Pflegefachkraft Palliative Care, kam mit Wegwarte-Schatzmeisterin Monika Gölzenleuchter zur Spendenübergabe. Sie beschrieb das Einzugsgebiet des Vereins, das von Gernsheim bis Groß-Gerau/Büttelborn reicht, und die Aufgaben der Begleiterinnen.
Die ehrenamtlichen Vereinsmitglieder helfen Menschen auf ihrem letzten Weg. „Wir begleiten lebensbedrohlich Erkrankte – von der Diagnosestellung bis zum letzten Atemzug“, sagte Tina Lorenz. Auch für die Angehörigen sind die Ehrenamtlichen da. Sie besuchen die Menschen zu Hause, aber auch in Pflegeheimen, und gehen auf die jeweilige individuelle Situation ein. Rund 30 ehrenamtlich Aktive im Verein schenken ihre Zeit dafür. Die Spende wird voraussichtlich für Angebote in der Trauerarbeit verwendet.
Alle Spendenempfänger dankten dafür, dass sie von der ENTEGA bedacht wurden und dass ihre Arbeit gesehen und anerkannt wird.
Matthias W. Send, Prokurist und Bereichsleiter Unternehmenskommunikation & Public Affairs bei ENTEGA, sagte: „Es ist von großer Bedeutung für die Gesellschaft, dass Menschen sich in sozialen Projekten und Vereinen engagieren. Als in der Region verwurzeltes Unternehmen gehört es zu unserem Selbstverständnis, dass wir mit unserer Spende solche Initiativen unterstützen“. Landrat Thomas Will dankte auch im Namen der Spendenempfänger: „Die Zuwendung von ENTEGA hilft den Initiativen, ihre Vorhaben voranzubringen.“
Zur Spendenübergabe trafen sich am Montag, 27. Januar (von links): Oliver Hegemann, Fachbereichsleiter Soziale Sicherung, Landrat Thomas Will, Tina Lorenz, Koordinatorin beim Verein Wegwarte, Hans-Peter Maurer und Dieter Maurer von der Generationenhilfe Büttelborn, Monika Gölzenleuchter, Schatzmeisterin Wegwarte, und Matthias W. Send von der ENTEGA. Foto: Kreisverwaltung
